Di.. Apr. 22nd, 2025

Werner Rügemer

Die USA unterstützten die Sowjetunion gegen den Überfall der Hitler-
Wehrmacht – das ist weltweit bekannt. Aber zuvor hatten die USA Hitler
politisch gefördert, die Hitler-Wehrmacht zur modernsten Armee
ausgerüstet, hatten auch die anderen faschistischen Diktaturen Mussolini,
Salazar, Franco und auch Tschiang KaiShek in China unterstützt. USKonzerne
und Wall Street-Banken unterstützten dann Hitler-Deutschland
auch im Krieg – so wurde der Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die
Sowjetunion erst durch die vielgestaltige US-Förderung in dieser Dimension
zum bisher größten US-Stellvertreterkrieg gegen den gemeinsamen
Hauptfeind.*
Versailles: Gegenentwurf zur „kommunistischen Weltrevolution“
Die Versailler „Friedens“-konferenz nach dem 1. Weltkrieg galt unter
Führung von US-Präsident Woodrow Wilson nicht dem Frieden, sondern im
„nationalen Interesse“ der USA dem Kampf gegen das Vordringen der
„bolschewistischen Doktrin nach Westen“.
Als sich abgezeichnet hatte, dass die sozialistische Revolution unter Lenin
erfolgreich blieb, wegen der Unterstützung im Volk, hatten die USA 1918
noch während des Krieges die Invasion Russlands organisiert, nicht nur mit
den Alliierten, sondern auch zusammen mit dem Deutschen Kaiserreich,
dem verteufelten Todfeind. Auch wurden antikoloniale Kräfte von Wilson in
Versailles abgewiesen, so etwa die vietnamesische Befreiungsbewegung
unter Ho Chi Minh, die um Hilfe gebeten hatte.
US-Stellvertreter: Faschistische Diktatoren weltweit
Die USA hatten im 1. Weltkrieg die europäischen Alliierten kreditiert und
ausgerüstet. So konnten US-Konzerne und Banken nach dem Krieg ihre
Investitionen in Europa beschleunigten. Zur Absicherung förderten die USA
alle faschistischen Diktatoren, die Arbeiterbewegungen und Demokratie
zerstörten.
Italien: Mussolini
Es begann mit Benito Mussolini. Wie in vielen europäischen Staaten hatten
auch in Italien seit 1917 Arbeiter gegen den Krieg gestreikt. Nach dem
Krieg bildeten sich landesweit Arbeiterräte. 1920 hatten etwa eine Million
Arbeiter ihre Fabriken besetzt. Die Zeitung L’Ordine Nuovo (Die neue
Ordnung) der Kommunistischen Partei unter Antonio Gramsci fand
Zuspruch.
Doch die faschistischen Schwarzhemden-Trupps des gewendeten Ex-
Sozialisten Benito Mussolini knüppelten und schossen den Generalstreik
brutal nieder. Nach dem Marsch auf Rom 1922 wurde Mussolini von König
Emanuele III. als neuer Regierungschef inthronisiert. Er wurde zum
„Führer“, zum Duce.
Mussolini wurde in den USA als europäische Leitfigur gefeiert. Elbert Gary,
mit den Bankern John Pierpont Morgan und Andrew Carnegie Gründer des
fusionierten Stahlkonzerns US Steel, forderte 1923: „Auch wir brauchen
einen Mann wie Mussolini“. Henry Luce, Herausgeber der Magazine Time,
Fortune und Life, präsentierte den Duce als „den wichtigsten politischen
Führer der Gegenwart.“ Der US-Botschafter in Italien, Washburn Child, trat
gegen alle diplomatischen Gepflogenheiten in die faschistische Partei ein.
Die USA verklärten ihr Eindringen in Italien als Hilfe für den Wiederaufbau
des kriegsgeschädigten Landes – wie in Deutschland und anderen Staaten
Europas. Der Duce versprach den staatlichen Schutz für ausländische
Investitionen und förderte die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen.
Der von den US-Konzernen gelobte corporate state und sein Verbot der
Gewerkschaften garantierten niedrige Löhne. US-Konzerne kauften Anteile
an den wichtigsten italienischen Unternehmen, so an FIAT (Autos), Pirelli
(Autoreifen), Montecatini (Chemie). Ford eröffnete eine Fabrik.
1935 überfiel Italien die Kolonie Äthiopien („Abessinienkrieg“). Es wurde
der bis dahin höchstmotorisierte Krieg, durch die Kriegsfahrzeuge und das
Benzin aus den USA, von Ford, General Motors (GM) und Standard Oil.
Portugal: Salazar
In Portugal entstand 1910 durch eine Revolution eine demokratischparlamentarische
Republik, die Monarchie wurde abgeschafft. Auch hier
opponierten dagegen die alten Kräfte der Großagrarier, der Kirche, der
wenigen Industriellen und des Militärs. Nach einem Generalputsch 1926
wurde zwei Jahre später der Ökonomie-Professor Antonio Salazar zunächst
als Finanzminister eingesetzt, regierte dann ab 1932 als Diktator nach
Mussolinis Vorbild, ebenfalls in enger Verbindung mit dem Vatikan. Sein
wichtigstes Ziel: „Portugal vor dem Kommunismus retten!“
In den USA schwärmte das Magazin Life 1940 vom „bei weitem besten
Diktator der Welt, dem größten Portugiesen seit Heinrich dem Seefahrer.“
Die Fordham University in New York verlieh Salazar 1938 die
Ehrendoktorwürde.
Spanien: Franco
General Franco, verheiratet mit der Erbin eines adligen Großgrundbesitzers,
ließ sich ebenfalls als „Führer“ (Caudillo) feiern. Er organisierte 1936 den
Putsch gegen die republikanische Regierung in Madrid. Hitler half mit
Soldaten, Waffen, Geld, Kriegsschiffen, Flugzeugen.
Trotz der vom US-Kongress beschlossenen Neutralität lieferte DuPont
Bomben, Ford, Studebaker und GM lieferten 12.000 Militärfahrzeuge,
Treibstoffe kamen von Texas Oil und Standard Oil. Die Roosevelt-
Regierung anerkannte die faschistische Franco-Regierung sofort nach deren
Sieg 1939, gemeinsam mit Hitler-Deutschland und dem Vatikan.
China: Tschiang KeiShek
1925, nach dem Tod Sun Yatsens, des Gründers der Republik China, setzten
sich die alten feudalen Oligarchen-Clans durch. Ihre Führungsfigur war der
Hitler-Fan Tschiang Kai-shek: „Was China am meisten braucht ist
Faschismus.“ Neben Hitler-Deutschland unterstützten die USA den
chinesischen Diktator: General Joseph Stilwell wurde Tschiangs
Generalstabschef.
Für den Kampf gegen die Volksbefreiungsarmee unter Mao Tse-Tung
zahlten die USA die Gehälter der 4,3 Millionen Militärs sowie für
Flugzeuge, Artillerie, Gewehre und Munition. Auch die persönliche
luxuriöse Lebensführung Tschiangs wurde finanziert, nach dem Motto: „Er
ist ein Hurensohn, aber er ist unser Hurensohn.“
Deutschland: Adolf Hitler
Henry Ford war nach dem 1. Weltkrieg der erfolgreichste US-Unternehmer,
auch international. Ab 1919 gründete er Filialen in Europa, in Irland,
Dänemark, Spanien, Frankreich, 1922 in Italien, 1924 in den Niederlanden
und Schweden, 1925 die erste Filiale in Deutschland – die zweite sollte
1930 folgen.
Der Gewerkschaftshasser Ford entdeckte neben Mussolini 1922 auch den
noch unbekannten Adolf Hitler – und Hitler hatte auch schon Ford entdeckt. Der
Reporter der New York Times besuchte Hitler im Dezember 1922 in dessen
Hauptquartier in München, berichtete über das Foto Fords und die
antisemitischen Schriften Fords auf Hitlers Schreibtisch sowie über die
bereits begonnene Unterstützung Fords für den »antisemitischen bayerischen
Parteichef«. So unterstützte Ford den Putschversuch der Hitler-Truppe 1923
in München und zahlte ab dann Hitler jährlich 50.000 Dollar zu dessen
Geburtstag. Großindustrielle aus Deutschland, dann auch aus der Schweiz
und den Niederlanden kamen erst Jahren später als Sponsoren hinzu.
1929 hatten sich US-Konzerne mit 1.300 Filialen in Westeuropa etabliert, sie
hatten auch Aktien wichtiger Unternehmen gekauft, hatten den Markt für
US-Waren geöffnet, vor allem in Deutschland, hier auch mithilfe der
Kreditprogramme Dawes-Plan (1924) und Young-Plan (1930). So waren in
Deutschland Anfang der 1930er Jahren die führenden US-Konzerne präsent,
etwa Ford, GM, Otis Elevator, Remington, Goodyear, DuPont, Coca Cola,
IBM, ITT, Texaco, United Fruit, American Metal, John Deere, International
Harvester, Singer.
Fox Tönende Wochenschau, die deutsche Tochterfirma des Hollywood-
Konzerns 20th Century Fox, produzierte schon vor 1933 Werbefilme für
Hitlers Wahlkämpfe mit Titeln wie »Der Führer« und »Hitlers Kampf um
Deutschland«. Goebbels war überzeugt: Hollywood-Filme sind die bessere
Propaganda, weil man die Propaganda nicht bemerkt. Goebbels schickte
Regisseure wie Leni Riefenstahl nach Hollywood zum Lernen. Nazi-
Deutschland wurde zum größten Käufer von Hollywood-Filmen.
US-Konzerne: Hitler ist besser als Roosevelt
Die Deutsch-Amerikanische Petroleum-Gesellschaft (DAPG, später Esso)
war eine100-Prozent-Tochter von Standard Oil: DPAG-Chef Emil
Helfferich wurde sofort 1933 Mitglied im Freundeskreis Reichsführer SS,
auch Himmler-Kreis genannt.
Den US-Konzernen war Hitler näher als Roosevelts New Deal: In den
USA bekämpften sie die Arbeitsgesetze und setzten professionelle
Gewerkschaftsfeinde (union buster, spezialisierte Agenturen wie die
Pinkerton Detective Agency) gegen Gewerkschaften und
Belegschaftsvertreter ein.
Mit der Aufrüstung unter Hitler ab 1935 produzierten Ford, GM und
Chrysler in ihren westeuropäischen und vor allem deutschen Filialen
zehntausende Militärfahrzeuge für die Wehrmacht. GM und Ford
produzierten schließlich fast 90 Prozent der gepanzerten 3-Tonnen-
Leichtkraftwagen und 70 Prozent der mittleren und Schwer-Lkw. Ford
stellte von Pkw auf Kriegs-Lkw um und erreichte den weitaus größten
Produktionsumfang im Kriegsjahr 1944.
Pratt&Withney und Boeing produzierten Antriebe für Raketen und
Kampfflugzeuge. ITT produzierte in der aufgekauften Firma Huth
Radarteile und war an der Herstellung von Jagdflugzeugen beteiligt.
Focke-Wulf baute ab 1941 für die deutsche Wehrmacht 19 500
Jagdflugzeuge Fw190, genannt „Würger“.
US-Konzerne: Wir sind „judenfrei“
Schon 1930, drei Jahre vor Hitlers Machtantritt, stellte GM in Rüsselsheim
ein NSDAP-Mitglied für die Werkszeitschrift Opel-Geist als Redakteur ein.
Dieses Blatt propagierte im Nazi-Jargon den »Willen zur
Werksgemeinschaft«. Das sei ein Bestandteil des Wiederaufstiegs »unseres
Volkes« bis zum »endgültigen Sieg«.
Auch die Aussonderung von Juden vollzogen US-Filialen nach 1933 mit.
Ford Deutschland erklärte 1936, man werde »nur noch mit arischem
Personal« arbeiten. GM trennte sich von jüdischen Zulieferern. Als
»judenfrei« präsentierten sich auch andere US-Unternehmen. »Coca-Cola
eiskalt«-Transparente hingen bei Goebbels’ Propagandareden im Sportpalast
neben dem Hakenkreuz. Coca-Cola-Wagen begleiteten Aufmärsche der
Hitlerjugend. Coca-Cola schaltete Werbung im Reichsrundfunk, in Parteiund
Tageszeitungen, in populären Illustrierten und im führenden
Antisemitenblatt Der Stürmer. Coca Cola wurde offizieller Getränkesponsor
der Olympiade 1936. Das Unternehmen agierte als Teil des NS-Staates – wie
es auch als Teil des US-Staates agierte.
IBM hatte 1925 das deutsche Datenverarbeitungs-Unternehmen Dehomag
gekauft. Mit Hitlers Regierungsantritt gingen die Umsätze in Deutschland
sprunghaft in die Höhe. »Wir sezieren den deutschen Volkskörper«, erklärte
der Geschäftsführer zur 1934 eröffneten IBM-Produktionsstätte in Berlin.
Hitler-Orden für US-Konzernchefs: Ford, IBM, GM
1937 hatte Hitler den Verdienstorden vom Deutschen Adler (DAO) für
Ausländer eingerichtet, die sich um das Deutsche Reich verdient machten.
Als einer der ersten erhielt ihn IBM-Chef Thomas Watson: Er hatte
durchgesetzt, dass die Jahrestagung der Internationalen Handelskammer
1937 mit 2.500 Delegierten aus 42 Staaten in Berlin stattfand. Man tagte
unter Hakenkreuzfahnen in der Kroll-Oper, dem Sitz des Reichstags.
Henry Ford erhielt den Orden 1938 zu seinem 75. Geburtstag. James
Mooney, als Vizepräsident von GM für die Auslandsfilialen zuständig, erhielt
im selben Jahre den Adlerorden in Gold.
USA retten die Olympiade 1936 für Hitler in Berlin
1931 hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Olympiade
1936 an Deutschland vergeben. Doch ab 1933 wurden in NS-Deutschland
Juden aus Sportvereinen ausgeschlossen.
Deshalb wurde im Vorfeld der Spiele weltweit gegen die Abhaltung der
Spiele in Deutschland protestiert. Als Regierungen schlossen sich einzig die
sowjetische und die republikanische in Spanien an. Doch der Präsident des
Amerikanischen Olympischen Komitees (AOC), Avery Brundage,
organisierte die internationale Gegenbewegung. Brundage, größter
Immobilieninvestor in Chicago, bewunderte Hitler und war bekennender
Antisemit. »In meinem Club in Chicago sind auch keine Juden zugelassen.“
Die Boykottbewegung sah er als „jüdisch-kommunistische Verschwörung“.
Auch der IOC-Vizepräsident Sigfrid Edström zog mit: Der Chef des
schwedischen Elektronikkonzerns ASEA machte mit dem Deutschen Reich
gute Geschäfte. Ebenso beteiligte sich Karl Ritter von Halt,
Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Mitglied im Freundeskreis
Reichsführer SS, führender deutscher Sportfunktionär und seit 1929
Mitglied des IOC. Auch die faschistischen Achsenmächte Italien und Japan
sowie das Apartheidsregime Südafrika warben für die Olympischen Spiele
1936 in Berlin – die dann glänzend stattfanden. Der erfolgreiche
Organisator Brundage stieg danach auf, er wurde 1952 IOC-Präsident und
blieb es bis 1972. Noch 1971 bekannte er: „Die Berliner Spiele waren die
schönsten der modernen Zeit.“
Nazikritischer US-Botschafter in Berlin: Durch Hitler-Fan ersetzt
1933 hatte US-Präsident Roosevelt den Historiker William Dodd als
neuen Botschafter in Deutschland berufen. Er war überzeugter Liberaler
und Bewunderer deutscher klassischer Kultur. Er kritisierte Nazi-
Deutschland – und machte sich bei US-Konzernen, der Wall Street und im
State Department immer unbeliebter.
Auf ihr Drängen wurde Dodd 1937 durch Hitler-Fan Hugh Wilson ersetzt.
Der lobte: Hitler habe »sein Volk aus moralischer und wirtschaftlicher
Verzweiflung herausgeholt und zu Stolz und Wohlstand geführt … und
Deutschland gegen kommunistische Einflüsse widerstandsfähig gemacht
und Arbeiterforderungen nach höheren Löhnen unterdrückt«.
US-Weltkriegs-Strategie: »American Imperialism«
Zusammen mit den faschistischen Regimen entwickelten die USKapitalisten
ihre antikommunistische Global-Strategie. Das Kriegsziel
lautete: Amerikanisches Jahrhundert! Amerikanischer Imperialismus!
Wall Streets Medientycoon Henry Luce stellte sein Life-Editorial am

  1. Februar 1940 unter die Überschrift »The American Century«. Das hatte
    der Council on Foreign Relations (CFR) vorberaten, in dem 1939
    eingerichteten War and Peace Studies Project: »Das britische Empire wird
    niemals wiedererstehen … die Vereinigten Staaten werden seinen Platz
    einnehmen.« Für diesen American Imperialism müsse der wichtigste
    historische Faktor der letzten Jahrzehnte, nämlich »der Aufstand des
    internationalen Proletariats«, bekämpft werden: Man hatte dasselbe Ziel
    wie die Organisatoren des faschistischen Anti-Kominternpakts.
    1941: USA unterstützen auch die Sowjetunion
    Seit 1935 hatten die USA Hitler-Deutschland militärisch und
    technologisch aufgerüstet. Damit hatte die Wehrmacht bis 1941 ihre
    Blitzkriege im Osten, Westen und Norden erfolgreich beendet und zudem
    Griechenland und den Balkan besetzt. Am 22. Juni 1941 begann die
    Haupt-Kriegsaktion: Eroberung der Sowjetunion (»Unternehmen
    Barbarossa«).
    Erst ab Oktober 1941 belieferten die USA – zögerlich – auch die
    Sowjetunion. Als 1943 die Sowjetunion Hitlers Blitzkrieg stoppte,
    schwenkten US-Konzerne und Roosevelt um. Nach dem Sieg des
    sowjetischen Militärs über die Wehrmacht bei Stalingrad begannen die
    ernsthaften US-Lieferungen. Aber die Sowjetunion bezahlte – im
    Unterschied zu den westlichen Verbündeten – alle Lieferungen mit harter
    Währung, mit Mangan- und Chromerzen und mit Gold.
    Wall Street finanziert Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion
    1931 gründete Wall Street eine neue internationale Bank: Bank for
    International Settlements (BIS). So heißt sie noch heute und agiert als
    Zentralbank der Zentralbanken. Der Sitz wurde nach Basel in die
    Finanzoase Schweiz verlegt. Die Anteile wurden durch die Zentralbanken
    der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Belgiens
    und Japans eingezahlt. Die USA waren der größte Aktionär. Die deutsche
    Reichsbank blieb auch nach 1933 Aktionär. Hitler entsandte den
    Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht in den Verwaltungsrat.
    So wurde die BIS zu Hitlers Kriegsbank, unter US-Führung. 1938
    übertrug sie nach dem »Anschluss« Österreichs das Gold der
    Nachbarrepublik an das Deutsche Reich. 1939 besetzte die deutsche
    Wehrmacht die Tschechoslowakei: Deren 23,1 Tonnen Gold überschrieb
    die BIS an die Deutsche Reichsbank. Die BIS wusch während des Krieges
    Nazi-Raubgold in gültige Devisen – Schweizer Franken, schwedische
    Kronen, portugiesische Escudos, US-Dollars: So konnte das NS-Regime
    kriegswichtige Güter im Ausland kaufen.
    Die BIS lenkte auch Arisierungsgewinne, die sich auf den Pariser Konten
    der Chase National Bank (Rockefeller) und Morgan ansammelten, zur
    Reichsbank. Allein Chase Manhattan fror »in enger Zusammenarbeit mit
    den NS- Behörden« etwa 100 Konten jüdischer Eigentümer ein.
    US-Produktion mit Sklavenarbeitern für die Wehrmacht
    Gleichzeitig mit der Finanzierung setzten die USA auch die
    Rüstungslieferung an Hitler-Deutschland fort, so GM, so Ford in Köln
    und über Filialen in den von der Wehrmacht besetzten Staaten wie
    Frankreich. Der Einsatz von KZ-Häftlingen dort war selbstverständlich.
    IBM lieferte die Daten etwa für die Kriegs- und Gefangenentransporte in
    Europa und die Erfassung der KZ-Häftlinge. ITT und General Electric als
    Großaktionäre beim Flugzeughersteller Focke-Wulf und bei AEG gehörten
    ebenfalls zu den Beschäftigern von Sklavenarbeitern.
    US-Bastion Spanien liefert an Deutschland
    Das faschistische Spanien wurde während des Krieges zu einer wichtigen
    US-Bastion in Europa. Spanien verkaufte mit US-Zustimmung das
    kriegswichtige Edelmetall Wolfram tonnenweise teuer an Deutschland –
    die deutschen Rüstungskonzerne brauchten es für die Stahlhärtung bei
    Gewehren, Kanonen, Munition usw.
    US-Konzerne wie Westinghouse, Ford, GM, Chrysler, Singer
    erweiterten ihre Investitionen in Spanien und lieferten von hier aus an
    Hitler-Deutschland. Franco träumte mit dem US-Botschafter vom 3.
    Weltkrieg gegen den Kommunismus. »Spanien ist mehr ein amerikanisches
    als ein europäisches Land«, konstatierte zufrieden der US-Botschafter
    Carlton Hayes.
    US-Bastion Schweiz: BIS und US-Geheimdienst
    Die »neutrale« Schweiz wurde ein zentraler Kollaborateur nicht nur für
    Hitler-Deutschland als Rüstungslieferant, sondern gleichzeitig für die USA:
    Nicht nur die BIS hatte hier ihren geschützten Raum, sondern auch die
    Europa-Zentrale des US-Geheimdienstes Office of Strategic Services, OSS.
    Zwei Wall-Street-Anwälte leiteten ihn: William Donovan in New York und
    Allen Dulles in der Schweizer Hauptstadt Bern, der US-Botschaft
    zugeordnet, mit einer Nebenstelle am Finanzplatz Zürich. Der OSS hielt
    Kontakte fast zum gesamten Spektrum des antifaschistischen Widerstands,
    auch in Deutschland, von radikalen Linken über Sozialdemokraten,
    Kirchenführern bis zu Konservativen, den Militärs und Geheimdienstlern.
    Aber die USA forderten: Deutschland muß sich bedingungslos ergeben
    (unconditional surrender)! Widerstand gegen das NS-Regime ist zwecklos!
    Kein vorzeitiger Waffenstillstand! Deshalb ließ Dulles seit 1943 den
    Widerständlern über alle Kanäle eintrichtern: Von den Alliierten kommt
    keine Hilfe! Auch deshalb verzögerte sich das schließlich gescheiterte
    Attentat auf Hitler vom Juli 1944.
    Gleichzeitig war der OSS genau über die Verfolgung und Vernichtung der
    Juden informiert, hielt sie geheim und spielte sie gegenüber der Roosevelt-
    Regierung als „jüdische Propaganda“ herunter, und die USA nahmen
    ohnehin nur wenige reiche und prominente Juden auf.
    Der Stellvertreter muss auch Zivilisten opfern
    Die USA und England bombardierten in Deutschland 131 Städte, nur die
    Innenstädte, etwa eine halbe Million Zivilisten wurden getötet. Aber die
    Rüstungsindustrie, sowohl US-amerikanische wie deutsche Betriebe, wurde
    nicht bombardiert. Die Strategie: Die Wehrmacht sollte bestgerüstet gegen
    die vorrückende Rote Armee kämpfen, der „alliierten“ Sowjetunion also
    möglichst hohe Schäden zufügen.
    Das zeigte sich auch bei der Bombardierung der Stadt Dresden zum
    Kriegsende im Februar 1945: Die britischen und US-Bomber warfen – wie
    einige Monate später in Hiroshima und Nagasaki – ihre tödliche Fracht nur
    auf die bewohnte Innenstadt. Weder wurden Truppen der Wehrmacht noch
    die Industrie in den Vororten bombardiert.
    US-Geopolitik der Stellvertreter-Kriege
    Die USA finanzieren, beliefern und leiten immer wieder
    Stellvertreterkrieger. Im 2. Weltkrieg war es das faschistisch geführte,
    kapitalistische Hitler-Deutschland. Das folgte seiner Ideologie vom
    „Lebensraum im Osten“ und bekämpfte den „jüdischen Bolschewismus“.
    Es handelte aus Eigeninteresse. Das traf sich damals mit dem
    Eigeninteresse der US-Regierung, das Vordringen der „bolschewistischen
    Doktrin“ zu stoppen; heute führt jene Regierung Stellvertreterkriege in der
    Ukraine und via Israel im Nahen und Mittleren Osten. Auch islamistische
    Terroristen dienen als Stellvertreter, so etwa die Turkestan Islamic Party,
    die aus uigurischen Islamisten (aus Xinjiang/China) besteht und von den
    USA gegen Assad in Syrien eingesetzt wurde. Obwohl die Insel Taiwan
    von der UNO völkerrechtlich und diplomatisch als Teil Chinas gilt, baut
    die US-Regierung unter Donald Trump mit seinen Multimilliardären neue
    Stellvertreterkrieger in Asien gegen den neuen Hauptfeind auf, die
    Volksrepublik China.
    *Genaue Nachweise in Werner Rügemer: Verhängnisvolle Freundschaft. Die
    Eroberung Europas durch die USA. Erste Phase: Vom 1. zum 2. Weltkrieg,
    Köln 2023. Das Buch gibt es in englisch „Fatal Friendship“, spanisch „Una
    amistad condenada“ und französisch „Amitié fatale“

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